Georg Jäger und Claus-Michael Ort
Systemtheoretische Medienkonzeptionen
Themenliste
Stand: 18.11.2001
(Diese Themenliste steckt das Problemfeld ab. Sie ist nicht identisch mit Seminarprogramm oder Sitzungsplan!)
I. Handlungstheoretischer und makrosoziologischer Problemhorizont: Differenzierung und Integration
Talcott Parsons' funktionalistisches Konzept von Austausch (exchange) und Interpenetration zwischen Subsystemen mittels
- Handlungsmedien (Intelligenz, Handlungskapazität, Affekt, Definition der Situation)
- sozialer Interaktionsmedien (AGIL-Matrix der gesellschaftlichen Subsysteme):
- Leitmedium Geld (Subsystem Wirtschaft)
- Macht (Subsystem Politik)
- Einfluß (Subsysteme Recht, Erziehung / Schule / Bildung)
- Wertbindung (kulturelle Subsysteme: Kunst, Religion)
II.
Kommunikationstheoretischer und mediengeschichtlicher Problemhorizont: Die >Unwahrscheinlichkeit< erfolgreicher Kommunikation
Niklas Luhmanns Konzept von sozialer Autopoiesis und von Kommunikation als Basiselement sozialer Systeme:
- Luhmanns Zentralbegriffe >System / Umwelt<, >Sinn< (>Medium / Form<), >Kommunikation< (>Information<, >Mitteilung<, >Verstehen<), >Differenz< .....
- Sprache und Schrift bei Parsons und Luhmann: Zeichentheoretische Desiderate.
- Kommunikationswissenschaftliche Desiderate / Probleme / Anschlußmöglichkeiten (Merten u.a.)
- (Fakultativ:) Abgrenzender Exkurs zu >Medium / Form< (Heider) und zur Logifizierung / Entleerung des Medienbegriffs [Vgl. dagegen Luhmanns inhaltlich gefüllte Aussagen zu den >Massenemedien<].
- Der mediengeschichtliche Argumentationskern von Luhmanns Theorie der >symbolisch generalisierten Kommunikationsmedien':
- Das Problem der >situationsabstrakten Kommunikationsofferten< und der Beitrag der >Erfolgsmedien< zur Evolution differenzierter Gesellschaften.
- Zum theoretischen und historischen Verhältnis von Oralität, Literalität, Buchdruck, Internet und Rhetorik, Moral, Religion.
- Die Bearbeitung von Unwahrscheinlichkeit in Luhmanns Medientypologie: Speicher-, Verbreitungs-, Erfolgsmedien.
- >Symbolisch generalisierte Kommunikationsmedien< (Erfolgsmedien) im einzelnen:
- Geld
- Macht
- Liebe
- Wahrheit
- Kunst
- Vertrauen
- ...
und ihre je spezifischen Leitdifferenzen, Programme, Mediencodes. Vergleich von Architektur und Funktionsweisen unterschiedlicher Erfolgsmedien.
III.
Literaturwissenschaftliche Adaptionen
Die literaturwissenschaftlichen Adaptionen lassen sich in synchrone und diachrone Problemfelder unterteilen:
- Literatursoziologische Anwendungsfälle (synchronisch):
- Literatur als Sozialsystem
- Modellierung der Handlungsbereiche (Verlag, Gattungsinstitutionen, Kanonbildung, Institutionen der Vermittlung, literarische Sozialisation usf.)
- Mediencodes / >Programme< für Literatur:
Welche Leitunterscheidung grenzt Literatur als Sozialsystem von anderen Systemen ab
und garantiert zugleich eine hohe Anschlußwahrscheinlichkeit systeminterner Kommunikation?
- Literaturgeschichtliche Anwendungsfälle (diachronisch):
- Literatur(system)geschichte / Geschichte literarischer Kommunikation als >Medien<-Geschichte?
Fakultativ:
- Gerhard Plumpes Konzeption, der als literatursystemspezifisches, >symbolisch generalisiertes Kommunikationsmedium< das >Werk< als Differenz von >Medium< und >Form< vorschlägt.
- Grenzen / Verbindungen zur >historischen Anthropologie< der Literatur / >Medienanthropologie< (vgl. z.B. die >Mediologie< von Albrecht Koschorke oder die Überlegungen von Stefan Rieger).
- Kritik weiterer systemtheoretischer Anwendungsbeispiele und Konzeptionen aus der Literaturwissenschaft.
IV.
Theoretische Konsequenzen, Anschlüsse und Probleme im kommunikations- und zeichentheoretischen Überschneidungsfeld von Literaturwissenschaft und Systemtheorie
- Möglichkeiten und Grenzen der Konvergenz von Dekonstruktion (Derrida) und Systemtheorie (Luhmann).
- Möglichkeiten und Grenzen der Konvergenz von Zeichentheorie (Peirce) und Systemtheorie (Luhmann).
- Zu kommunikationstheoretischen Desideraten vgl. Punkt II.
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