Georg Jäger und Claus-Michael Ort
Systemtheoretische Medienkonzeptionen


Protokoll der Sitzungen vom 20.12.01



Zu (Massen)Medien in Luhmanns Systemtheorie

Das Mediensystem, und damit auch das System der Massenmedien, hat als vornehmliche Aufgabe die Kommunikation (das Grundelement aller Systeme). Nur ist das Mediensystem nicht den anderen Systemen gleich- oder nebengestellt. Das Mediensystem verrichtet eine sekundäre Weiterbearbeitung der Kommunikation. Die Mediensysteme erfüllen dabei drei Funktionen:

  1. Die Auswahl der Kommunikationsinhalte, die das Mediensystem bearbeitet.
  2. Das Design oder die Formgebung der Kommunikation (oder auch Inhalte). Die Formgebung der Medieninhalte kann in verschiedenen Bereichen sehr stark in den Vordergrund rücken, wo der Inhalt der Form weicht (wie bei der Ikonisierung), wie zum Beispiel bei der Gestaltung der Titelseite der Bild-Zeitung.
  3. Die Verstärkung der Kommunikation im zwischensystemischen Bereich durch den Aufbau der Organisation und die technischen Mittel. Das Mediensystem schafft die Verstärkung der wechselseitigen Beobachtung der Systeme, wodurch eine größere Öffentlichkeit erreicht wird.
Diese Verstärkung hat auch mit der "strukturellen" Koppelung der Systeme zu tun. Diese bedeutet, daß der Vorgang einer Kommunikation in mehreren Systemen gleichzeitig abläuft, wobei unter den verschiedenen Codes der Systeme verschiedene Kommunikationen zu einem Vorgang erfolgen. Beispiel: Ein Kommunikationsvorgang, wie der Aktiengang einer Fußballmannschaft, kann gleichzeitig in den Systemen Sport, Wirtschaft und Massenmedien ablaufen, wird aber in allen Systemen nach ihren Codes kommuniziert. Diese strukturelle Koppelung ist ein Ergebnis der Geschlossenheit der zusammenarbeitenden Systeme.

Das Grundziel, auf die alle Funktionen des Mediensystems ausgerichtet sind, ist die Absicht eine (gesteigerte) Abnahme der Kommunikation zu erreichen. Die Mediensysteme bearbeiten also die Kommunikation in einer bestimmten Richtung, wobei der Erfolg der Mediensysteme darin liegt, die Kommunikation an den Rezipienten zu bringen. Durch diese Bearbeitung der Kommunikation helfen sie, die wechselseitige Beobachtung der Systeme zu verstärken und erschaffen damit eine größere Reflexionsleistung. Im Gegensatz zu den anderen Systemen sind die Mediensysteme nicht auf Anschlusshandlungen aus, ihr Erfolg liegt allein in der Aufmerksamkeitsgewinnung.

Massenmedien werden also als Erfolgesmedien gesehen, mit dem Ziel der Abnahme von Kommunikation. In diesem Hinblick ist der Code (die Selektionsentscheidung) in den Massenmedien, ob "Unterhaltung" oder "Nicht-Unterhaltung" vorliegt. Hierbei ist nur bei der "Unterhaltung" ein Erreichen der Rezipienten erzielt und damit das Ziel der Abnahme der Kommunikation erreicht. Die Selektionsentscheidungen im Bezug auf die zu bearbeitenden Inhalte erfolgt im Hinblick auf dieses Ziel. Eine zu diskutierende Ausnahme ist hier die Stellung der deutschen öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten, die durch die Rundfunkgebühren eine Stellung einnehmen, die nicht gänzlich darauf ausgerichtet ist, wie zum Beispiel die privaten Sender in Deutschland.

Der Sportjournalismus

Die hauptsächlich diskutierte These war, daß im Sportjournalismus es immer mehr um Unterhaltung, als um die sportlichen Bereiche selbst gehe. Dieses wurde durch einen Bericht unterlegt, in dem außer den sportlichen Belangen sehr viel aus anderen Systemen wie Wirtschaft und Kultur, etc. berichtet wurde und der Sport an sich in den Hintergrund rückte. Ein Beispiel für die strukturelle Koppelung der Systeme durch die Massenmedien.


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